Kamera-Automatiken – Sinn oder Unsinn? – Teil 2

Im ersten Teil der zweiteiligen Blogreihe „Kamera – Automatiken – Sinn oder Unsinn?“ habe ich grösstenteils Bezug auf kreativitätshindernde Automatiken genommen. 

Im heutigen Blog bespreche ich nun „Kamera – Automatiken“, welche mehr Sinn stiften. So dass Fotografie wieder als kreatives Hobby wahrgenommen und ausgelebt werden kann.

Über welche digitalen Helfer spreche ich heute?

Grundsätzlich gilt zu sagen, dass die Ausprägungen und Namensgebungen für digitale Helfer je nach Hersteller abweichen können. Ich versuche hier eine Zusammenfassung und eine Einschätzung meinerseits zu geben. 

  • P-Modus
  • A- & S-Modus / AV- & TV-Modus
  • ISO Automatik
  • Automatischer Weissabgleich
  • Autofokus
Udo Wuchner Naturzeit & Fotografie - 1:1 Fotografie Mentoring - Fotografie Workshops - Icon Sonne

„P-Modus“ – Der „Vollautomat“

Der „P-Modus“ ist im heutigen Blog die Automatik, über die man durchaus geteilter Meinung sein kann. Im „P-Modus“ wird durch die Kamera Blende und Verschlusszeit selbstständig festgelegt. In Kombination mit der später noch kommenden „ISO Automatik“ auch die Empfindlichkeit. Was bedeutet dies konkret? Die Kamera legt die Belichtungsparameter fest. Somit behindert dies den Fotografen in seiner kreativen Freiheit. Wenn der Fotograf die Parameter der Kamera übernimmt, werden die kreativen Möglichkeiten nicht genutzt.

Doch in der Regel können wir das ermittelte Resultat durch das vordere und hintere Funktionsrad anpassen. Beispielsweise belegst du das vordere Funktionsrad mit dem Blendenwert und das hintere Funktionsrad mit der Verschlusszeit. Durch Drehen des vorderen Rades kannst du nun die Blende öffnen oder schliessen. Im ersten Fall wird dann die Kamera die Verschlusszeit verkürzen und im zweiten Fall verlängern. Hast du kein hinteres Funktionsrad, dann ist diese Funktion oft mittels eines anderen Knopfes kombiniert.

Du siehst, so kannst du durchaus auch im P kreativ fotografieren. Allerdings nur, wenn du selbst aktiv wirst!

Der P Modus am Beispiel einer Fuji X-H2

„A- & S-Modus“ – Konzentration auf Kreativität

Ich verwende den Begriff „A-Modus“ für die Halbautomatik Blendenpriorität und „S-Modus“ für die Halbautomatik Zeitpriorität. Für alle Canon Fotografen, gilt „A-Modus“ entspricht dem „AV-Modus“ und „S-Modus“ entspricht dem „TV-Modus“ eurer Kameras. 

Die beiden Modi unterscheiden sich einzig und allein dadurch, dass beim „A-Modus“ der Fotograf die Blende eigenhändig vorwählt, sprich priorisiert. Im „S-Modus“ wählt er die Verschlusszeit aus. Dies ist ein kreativer Ansatz, bei dem der Fotograf bewusst entscheidet, ob für ihn die Schärfentiefe oder die Bewegung im Vordergrund steht. Je nach gewähltem Wert erhält man dann mehr oder weniger Schärfentiefe, respektive mehr oder weniger Bewegungsunschärfe. 

Der zweite Wert wird bei den Halbautomatiken dann durch die Kamera bestimmt. Diese beiden Automatiken empfehle ich meinen Schülern für den Start. So können sie sich bewusst mit der kreativen Wirkung von Schärfentiefe und Bewegung beschäftigen, ohne zu viele Parameter händisch festlegen zu müssen.

Der A-Modus bei einer OM-1
Der S-Modus bei einer Fuji X-H2

ISO Automatik – die 3.Priorität

Das Belichtungsdreieck setzt sich zusammen aus Blende, Verschlusszeit und Empfindlichkeit. Die ersten beiden können wir über die zuvor besprochenen Helfer steuern. 

Die Empfindlichkeit können wir über die sogenannte „ISO-Automatik“ bestimmen lassen, dies in der Regel in vordefinierten Grenzen. Als Untergrenze wählen wir am besten den Basis-ISO-Wert der Kamera für die beste Bildqualität. Als Obergrenze empfehle ich den ISO-Wert, bei dem ich noch eine akzeptable Bildqualität erhalte. Es gibt sogar Kameras, die mehrere ISO-Automatiken anbieten, so dass man je nach Anwendungszweck mit unterschiedlichen Maximal-Werten arbeiten kann. So ein Beispiel ist die Fuji X-H2.

Standardmässig hat sich eingebürgert, dass die Kamera einen ISO-Knopf hat, den man drücken muss, um als Schnellzugriff den ISO-Empfindlichkeitswert anzupassen, respektive die Automatik ein- und auszuschalten.

Die „ISO-Automatik“ ist eine Automatik, die dir als Fotograf die Bestimmung des dritten Belichtungsparameters abnimmt, dies in den von dir gesetzten Grenzen. Somit ist die „ISO-Automatik“ meines Erachtens eine sehr hilfreiche Unterstützung. Denn einen fixen ISO-Wert müsstest du bei jedem Bild stets noch anpassen. Früher in der analogen Filmzeit war dies sowieso nicht möglich. Ein Film mit 24 oder 26 Aufnahmen hatte einen fixen ISO-Wert!

ISO Knopf am Beispiel einer Nikon Z6ii
ISO Knopf am Beispiel einer Fuji X-H2

Automatischer Weissabgleich

Über den Weissabgleich wird die Farbtemperatur eines Bildes bestimmt. Du kannst in der Regel deine Kamera auf vorgefertigte Temperaturbereiche, wie zum Beispiel Sonne oder Kunstlicht einstellen. Ebenso kannst du auch ganz gezielt den korrekten Wert bestimmen und festlegen, was recht aufwendig ist.

Bei der Automatik für den Weissabgleich entscheidet die Kamera selbst, welche Farbtemperatur gewählt wird. Dies ist oftmals nicht so zutreffend, doch empfehle ich mit der Automatik für den Weissabgleich zu arbeiten. Warum? Ganz einfach es erleichtert dir das Fotografieren und lenkt so nicht vom Prozess ab. Den passenden Wert für den Weissabgleich lege ich dann in der Nachbearbeitung in der digitalen Dunkelkammer fest.

Die Einstellung des Weissabgleich findest du stets im Kameramenue. Manche Kameramodelle haben sogar einen festgelegten Knopf zum Aufrufen und Anpassen.

WB-Funktion am Beispiel einer Fuji X-H2

Autofokus – so schnell wie noch nie

Zum Schluss kommen wir nun zu einer Automatik, die stets für viel Gesprächsstoff sorgt. Nicht weil man sie nicht verwenden sollte, sondern vielmehr, weil in diesem Bereich die Kamerahersteller sich stets versuchen zu überbieten. Ich rede vom automatischen Fokussieren. Neben der Digitalisierung der Bilder in der Kamera ist der Autofokus nicht mehr wegzudenken.

Mit ganz wenigen Ausnahmen verwende ich stets den Autofokus. Ganz einfach um mich mehr um die Komposition und die Belichtung zu kümmern. Das Bild soll einfach einen scharfen Fokuspunkt haben. Unabhängig von der erreichten Schärfentiefe.

So hilfreich und intelligent der Autofokus heute ist, so gilt allerdings zu beachten, dass man für unterschiedliche Aufnahmesituationen den idealen AF-Modus wählen sollte. Mal passt der Einzelpunkt-AF ideal, mal braucht es einen Motivverfolgungs-Modus mit Objekterkennung. Ich werde hier nun keine ausführliche Einschätzung abgeben, wann welcher Modus gewählt werden sollte. Meine Empfehlung ist ganz einfach. Probiere für deine Anwendungsfälle die AF-Modi deiner Kamera aus und verstehe, wie sie funktionieren. Dann kannst du einfach auswählen, welcher für was passt.

AF-Modi am Beispiel einer Fuji X-H2

Meine Empfehlung zum Nutzen von digitalen Helfern

Fotografie soll ein kreatives Hobby sein, das Spass macht und bei dem du dir im positiven Sinne die Zeit vertreibst. Die heute besprochenen Automatiken bieten eine gute Unterstützung beim Fotografieren, ohne dass die Kreativität auf der Strecke bleibt.

Doch beachte: Um diese Helfer einzusetzen, musst du auch verstehen, wie sie funktionieren und wirken. Erst dann werden sie zu wirklichen sinnvollen Helfern!

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