In der heutigen Folge der Interviewserie „Meine Fotografie“ lernt ihr Florian Schlumpf kennen.
Florian ist Künstler und Techniker in einem. Ein wahrer «Daniel Düsentrieb», der in Trimmis in seiner Firma innovative technische Kunstwerke, respektive künstlerische Apparaturen entwirft, entwickelt und produziert.
Durch eine Empfehlung von Edgar Wuffli aus Chur haben sich Florian und ich kennengelernt. Der Grund für unser Kennenlernen war, dass Florian seine Produkte fotografisch ins richtige Licht setzen wollte.
Florian erzählt uns heute mehr über sein Wirken und wie sich seine Produktfotografie entwickelt hat.
Ich wünsche euch viel Spass beim Kennenlernen von Florian.
"Es war für mich im wahrsten Sinne ein Aha-Erlebnis, wie du mir anhand praktischer Übungen direkt an meinen Objekten zeigen konntest, wie man eine Lichtsituation aufbaut."
Florian, Tüftler und Fotograf seiner Produkte
Kurz zur Einführung: Wer ist Florian Schlumpf? Wo lebst du, wie alt bist du und was fasziniert dich besonders an der Fotografie?
Vor gut 35 Jahren zog es mich aus der Zentralschweiz ins Sarganserland, und seit 10 Jahren lebe ich in Trimmis, wo ich mir geeignete Räumlichkeiten für mein Wirken schaffen konnte. Inzwischen eigentlich pensioniert denke ich nicht daran, das aktive Arbeiten aufzugeben. Nie habe ich unterschieden zwischen Leben und Arbeiten, also gehört auch Arbeiten zum «Rentnerdasein», immerhin das erste Mal mit einem geregelten Einkommen!
Mit der Fotografie in Berührung gekommen bin ich zum ersten Mal während meiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Luzern, zu jener Zeit natürlich noch in analoger Form, inkl. Entwickeln und Vergrössern, was ich über viele Jahre immer gerne im eigenen Labor ausführte.
Du bist Künstler und Techniker. Deine Werke fotografierst du auch. Ist die Fotografie da nur Mittel zum Zweck?
Fotografie dient mir in erster Linie für die Dokumentation meiner Werke, also ist sie in gewissem Sinne tatsächlich Mittel zum Zweck.
Bevor wir auf die fotografischen Aspekte eingehen. Kannst du uns noch etwas mehr über deine künstlerischen und technischen Projekte erzählen?
Nach der künstlerischen Ausbildung studierte ich noch Maschinenbau, da ich schnell realisierte, dass meine Arbeiten oft mit Mechanik und Technik Hand in Hand gingen. In den ersten Jahrzehnten meines Schaffens widmete ich mich dann vorwiegend technischen Produkten.
Ein noch während der Studienzeit für mich selbst gebautes Velogetriebe fand schnell auf der ganzen Welt eine genügend grosse Käuferschaft, um damit die Selbständigkeit gleich nach Studienabschluss wagen zu können.
Ein weiteres technisch spannendes Produkt waren die Hydraulischen Widder, welche mein Urgrossvater um 1885 erfunden hatte und ich in 4. Generation weiterproduzierte und -entwickelte. Diese Pumpe vermag Wasser ohne Fremdenergie bis auf senkrechte Höhen von 500 und mehr Metern zu pumpen (also über 50 bar Druck!).
Welcher Aspekt hat mehr die Oberhand. Die Kunst oder die Technik oder ist es mehr eine Symbiose, die Multiplikation, von beiden?
Mit dem Verkauf der Velogetriebesparte vor 15 Jahren schloss sich der Kreis und ich habe nun die Möglichkeit, auch auf künstlerischem Gebiet jene Produkte zu schaffen, die ich schon lange Zeit im Hinterkopf mit mir herumgetragen hatte, und für deren Realisierung ich nun die nötige Zeit finde. Durch das ingenieurmässige Wissen und den künstlerischen Background kann ich so beide Welten zusammenbringen.
Der Grund für unser Kennenlernen war, dass du mit den Produktfotos deiner Zeitmaschinen nicht zufrieden warst. Edgar Wuffli hat dich damals mit mir bekannt gemacht. Was waren die Gründe deinerseits nach Hilfe zu suchen?
Ich hatte mir vor einigen Jahren einen guten Fotoapparat gekauft, war aber mit den Fotos nicht zufrieden, die mir gelangen oder eben nicht gelangen. Ich realisierte zwar, dass das Manko vor allem beim Licht lag, aber trotz Blitz und Leuchten schaffte ich nie die Fotos, die mir vorschwebten. So fragte ich Edgar Wuffli, ob er jemanden kennen würde, der mir mal die Grundzüge der Beleuchtung für gute Studioaufnahmen beibringen könnte.
Nach einem kurzen Gespräch haben wir uns direkt bei dir getroffen. In deiner Werkstatt haben wir im Arbeitsumfeld begonnen deine Zeitmaschinen zu fotografieren. Erinnerst du dich noch an dieses erste Zusammentreffen und was waren deine Erkenntnisse daraus?
Es war für mich im wahrsten Sinne ein Aha-Erlebnis, wie du mir anhand praktischer Übungen direkt an meinen Objekten zeigen konntest, wie man eine Lichtsituation aufbaut. Nicht möglichst viel Licht von überall her einstrahlen lassen, sondern vom Dunkeln aus starten und durch allmähliches Beifügen von mehr und mehr Licht den Effekt gezielt zu steuern und mitzuverfolgen.
Das Hauptthema neben der passenden Positionierung von Motiv und Kamera war die Lichtsetzung und Steuerung der Lichtmengen. Mit zwei Blitzen haben wir dann exemplarisch die Beleuchtung des Motivs aufgebaut. Was waren deine Eindrücke bei diesem Prozess?
Ich hatte bisher den Fehler gemacht, stets mit einem einzigen Blitz zu arbeiten, der oft reflektierte und selten bis nie den gewünschten Effekt erzielte.
Hättest du dir im Vorfeld vorstellen können, dass man mit Licht arbeiten kann wie mit physischen Materialien, indem man die Mengen genau einjustiert und das Ergebnis direkt beeinflussen kann?
Nein, das war absolut eindrücklich und sehr lehrreich.
In einem weiteren Schritt haben wir dann noch die Ausleuchtung für deine beweglichen Bilder angeschaut. Was waren hier die Haupterkenntnisse für dich?
Durch den systematischen Aufbau von wenig zu mehr Licht konnten vor allem störende Reflexe und ungleiche Ausleuchtung vermieden bzw. korrigiert werden.
Wie hat sich dadurch deine Produktfotografie verändert?
Es macht mir wieder Spass, zu fotografieren! Und vor allem erreiche ich meine Ziele in vernünftiger Zeit, ohne unzählige frustrierende Zwischenschritte!
Was sind die nächsten anstehenden Projekte?
Geplant und ja auch immer wichtiger ist Social Media – eine Kommunikationsform, die stark auf visuellen Reizen basiert und daher vor allem gutes Fotomaterial braucht. Das zu erschaffen macht nun sehr viel mehr Spass!
Planst du auch mal eine Ausstellung zu «Kunst & Zeit»?
Ja. Nebst den sog. Zeitmaschinen (so benannt, um sie von «Zeit messenden» Uhren abzugrenzen) entwickle ich auch graphische Kunstwerke, die sich aber immer drehen und bewegen. Bewegung hat immer auch mit Zeit zu tun, also ist die Kombination von «Kunst und Zeit» nur naheliegend. Ich habe eine bleibende Ausstellung in meinen Atelierräumen eingerichtet, die ich gerne für Interessierte öffne!
Hast du auch Lust mal interviewed zu werden?
Ich hoffe dieses Format findet bei dir Anklang. Mir persönlich hat es sehr viel Spass bereitet dieses Interview zu machen.
Danke vielmals Florian für dein Vertrauen und offenen Einblicke!
Hast du auch Lust mal interviewed zu werden? Dann melde dich bei mir. Ich freue mich auf viele spannende Begegnungen.