Wer mich kennt, weiss sicherlich, dass ich keinen grossen Wert auf das teuerste und neueste Equipment lege. Das wichtigste ist für mich Wissen, Erfahrung und Kreativität. Um mit dem Fotografieren beginnen zu können braucht es dann allerdings doch noch eine Fotokamera. Doch welche ist die richtige Kamera – welches System ist das Richtige? Meine Einschätzung dazu erfährst du in diesem Blog!
Wollen Fotografie-Neulinge meine Einschätzung, ist zu Beginn erstmal zuhören angesagt. Denn eine allgemeingültige Antwort für alle und jeden gibt es nicht. Etwas wichtiges gleich vorweg. Es gibt in der Regel stets mehrere Möglichkeiten welche Kamera respektive welches Kamerasystem das geeignetste für jeden einzelnen ist!
Fragen, Fragen, Fragen!
Als Fotografie-Mentor werde ich sicherlich von jedem zweiten Kunden gefragt, welche Kamera denn die richtige ist. Im Erstgespräch höre ich Aussagen wie:
- „Ich habe noch eine 5 Jahre alte einfache digitale Spiegelreflex (DSLR). Bevor ich jetzt das Fotografieren lerne, will ich mir eine gute Kamera kaufen!“
- „Soll ich von meiner Sony A6300 auf die A6600 upgraden oder direkt auf Vollformat gehen?“
- „Also früher waren meine Bilder besser. Mit der Digitaltechnik sind die Bilder nicht mehr so gut!“
- „Ich habe keine Kamera und will starten. Doch was soll ich kaufen?“
"Der Amateur sorgt sich um die richtige Ausrüstung, der Profi sorgt sich ums Geld und der Meister sorgt sich ums Licht."
Da braucht es viel Feingespür um dem Kunden zu helfen und ihm die aktuell geeignetste Variante zu empfehlen, ohne dass er sich die Zukunft verbaut.
Bei jeder Lösung sind die folgenden Kriterien mit zu berücksichtigen:
- Format des Kamerasensors
- Umfang des Kamerasystems
- Neuware oder Gebrauchtware
- Spezialwünsche des Fotografen (Gewicht, Grösse, …)
Format des Kamerasensors
Zu Zeiten der Filmfotografie nutzten wir das 35mm Format (36x24mm). Dieses Format ist sehr bekannt und bietet eine sehr gute Bildqualität. Mit Einzug der Digitaltechnik waren Sensoren dieser Grösse jedoch sehr teuer. So wurden kleinere und günstigere Sensoren entwickelt. Die Bekanntesten Formate sind:
- Vollformat (36.0 x 24.0 mm) – das Filmformat
- APS-C (23.6 x 15.6 mm)
- APS-C Canon (22.2 x 14.8 mm)
- Micro Four Thirds 4/3 (17.3 x 13.0 mm)
- 1″ (12.8 x 9.6 mm)

Das Vollformat gilt als die Referenz-Grösse für alle Sensorgrössen. Der Grössenunterschied wird mit dem Crop-Faktor bezeichnet.
- Vollformat (Crop-Faktor 1)
- APS-C (Crop-Faktor 1.5)
- APS-C Canon (Crop-Faktor 1.6)
- Micro Four Thirds 4/3 (Crop-Faktor 2)
- 1″ (Crop-Faktor 2.7)
Es gilt folgendes zu beachten!
Je grösser der Crop-Faktor, desto kleiner ist der Bildausschnitt und desto geringer ist der Tiefenschärfeneffekt, den wir über die Blende steuern können.
Grundsätzlich gilt, je kleiner der Sensor, desto kleiner können auch die Kamera und die Objektive gebaut werden. Dies schlägt sich in der Regel im Gewicht, in der Grösse und im Preis nieder!
Umfang des Kamerasystems
Zu einer Kamera gehören auch Objektive. Hier trennt sich oftmals die Spreu vom Weizen. Unabhängig von der zuvor erwähnten Sensorgrösse ist auch die Grösse des Objektivangebots zu berücksichtigen. Teilweise gibt es je nach Hersteller und Sensorgrösse nur ganz wenige und eher durchschnittliche Objektive. Ganz zu Schweigen von Spezialobjektiven wie zum Beispiel Makroobjektive oder Superteleobjektive. Auch innerhalb eines Herstellers und der gleichen Sensorgrösse kann es unterschiedliche Anschlüsse geben, so dass nicht jedes Vollformatobjektiv an jede Kamera passt. Vereinzelte Hersteller haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten mehrfach den Objektivanschluss geändert!

Neuware oder Gebrauchtware?
Nicht zu unterschätzen sind auch stets die finanziellen Kosten des Equipments. Je neuer desto teurer kann man fast sagen! Doch muss es immer der neueste Stand sein? Oftmals sind die Vorgängermodelle einer Kameraserie mit Rabatt erhältlich.
Oder wie wäre es sogar mit Gebrauchtware? Heute springt fast jeder auf die modernen spiegellosen Systemkameras (DSLM). Das „alte“ Spiegelreflex-Equipment wollen diese dann loswerden. Glaubt mir, da kann man zum Teil die Top-DSLR-Modelle von Nikon oder Canon zu sehr interessanten Preisen erwerben. Erst recht gilt dies für die Objektive. Ich selbst habe mich noch nie gescheut Objektive gebraucht zu kaufen.

Du hast früher mit Film fotografiert und deine Bilder waren besser…
Also früher mit den Filmkameras hat das mit der Schärfentiefe viel besser geklappt. Heute wirken die Bilder einfach nicht mehr so. Dies höre ich sehr oft und dies war auch für mich zu Beginn meiner „digitalen Karriere“ ganz klar ein Thema. Ich hatte eine APS-C Kamera und die Wirkung von Blende und Brennweite wie ich es aus den alten Tagen her kannte hat einfach nicht mehr so gestimmt. Heute weiss ich zwar wie man dies besser machen kann und du kannst es bei mir lernen. Doch für viele ist trotzdem das Vollformat-Feeling von früher wichtig.
Wenn man mit einer Bridgekamera mit 1″ Sensor fotografiert, dann ist die Blende f/2.8 halt von der Wirkung her eher wie eine Blende f/5.6 oder noch kleiner.
Kennst du dieses Phänomen, dass deine Bilder nicht mehr so rauskommen wie du es eigentlich könntest? Dann schau mal, was für einen Sensor deine Kamera hat. Vielleicht haben wir da schon einen guten Ansatzpunkt um deine Bilder zu verbessern.

Du weisst genau, was du fotografieren willst!
Solange du genau weisst was du fotografieren willst ist ja alles in Ordnung! Willst du Makro machen, dann muss das Kamerasystem auch mindestens ein passendes Makro-Objektiv bieten. Willst du Wild-Life fotografieren, dann brauchst du lange Brennweiten so ab 300mm bis zu 600mm. Was wenn es solche Objektive nicht gibt? Jetzt mal unabhängig davon, wie hoch die Preise sind. Doch da kann man ja auch auf Gebrauchtware gehen.
Du siehst, es ist sehr wichtig zu wissen was und wie man fotografieren will! Wenn du dies noch nicht weisst, dann empfehle ich grundsätzlich günstig und gebraucht einzusteigen. Denn eine neue DSLM erst recht mit Vollformat und 2-3 Objektiven geht massiv ins Geld.

Du hast noch keine Vorkenntnisse…
Hier stehen wir am Anfang. Wir wollen fotografieren, wissen nicht ob es uns wirklich gefällt und haben noch nicht den eigenen Stil definiert. Wenn du jetzt ins Fotogeschäft wanderst, wo du nicht beraten wirst, wirst du entweder enttäuscht werden oder das falsche Equipment kaufen. Lass dich auch nicht ein auf „Techies“, die finden man muss das Neueste und Teuerste haben. So jemand will mit seiner Kamera beeindrucken, doch du willst sicherlich mit deinen Bildern beeindrucken.
Wenn du keine Vorkenntnisse hast ist meine klare Empfehlung: Kaufe günstig gebraucht! Eine einfache DSLR von Nikon oder Canon in Ricardo oder Ebay ersteigern. Dazu ein Kitobjektiv und du kannst starten! Glaube mir, so eine Kombination kannst du ein halbes Jahr später zum nahezu gleichen Preis wieder verkaufen, nachdem du viel Spass und deinen eigenen Stil gefunden hast!

Noch etwas Hilfestellung zu Kameramarken und Modellen
Hier möchte ich dir noch meine ganz persönlichen Tipps und Empfehlungen zu einzelnen Kameramarken und Modellen abgeben.
Günstig starten und erstmal lernen
DSLR: Nikon D3xxx/D5xxx Serie oder Canon EOS 1xxD/7xxD/8xxD
DSLM: Olympus OM-D E-M10 oder Fuji XT-10
Die Sensorgrösse ist glasklar und es muss eine Spiegellose Kamera (DSLM) sein
Micro 4/3: Wenn Bilder, dann Olympus. Wenn Video, dann Panasonic.
APS-C: Wenn es diese Grösse sein und bleiben soll, dann FUJI! Umfangreiche Kameravielfalt und grosses Objektivangebot.
Auf die drei grossen Namen (siehe Vollformat) würde ich nicht gehen. Dort sind die APS-C Linien oftmals nur ein „Feigenblatt“, speziell bei Nikon und Canon.
Vollformat: Die Qual der Wahl – Nikon (Z), Canon (R) oder Sony (Alpha). Nimm die Kameras in die Hand und entscheide was dir am Besten liegt!
Die Sensorgrösse ist glasklar und es darf eine digitale Spiegelreflex (DSLR) sein
APS-C: Nikon D7xxx/D500 oder Canon EOS 90D
Vollformat: Nikon D750/D8xx oder Canon EOS 5D
Speziell bei den DSLR ist das Objektivangebot zum Teil berauschend. So hat Nikon den F-Mount (DSLR Objektivanschluss) während rund 50 Jahren beibehalten. Vieles funktioniert nahezu uneingeschränkt an einer DSLR.