Mehr Wissen oder mehr Kamera?

Im Erstgespräch für das 1:1 Fotografie Mentoring höre ich oft von Kunden, dass sie „nur“ eine alte Kamera haben. Vielfach  werde ich gefragt, ob diese Kameras ausreichen, um in das Mentoring-Programm einzusteigen. Oftmals sind die Kameras 10-15 jährige Spiegelreflexkameras von Nikon oder Canon inklusive verschiedener Objektiven, die jahrelang ungenutzt herumlagen oder die „weitergegeben“ wurden.

Die Frage, ob denn eine „alte“ Kamera geeignet ist, um die Fotografie zu erlernen, finde ich sehr interessant. In diesem Beitrag erkläre ich dir gerne, wieso es durchaus ratsam ist mit einer „alten“ Kamera in die Fotografie einzusteigen. Ja es gibt sogar den einen oder anderen klaren Vorteil mit betagtem Equipment zu starten. Doch dazu mehr am Ende des Beitrags.

Die High-Tech-Versuchung?

Wenn sie sich für Fotografie interessieren, stehen viele vor der Frage  mit welchem Equipment sie fotografieren sollen. Die Versuchung ist gross in die neueste und tollste Ausrüstung zu investieren. Die neue Technik wird permanent beworben und gehyped. Sie ist ja soviel besser und die Bildqualität der alten Kameras kommt da niemals mit. Statt 10MP oder 12MP sind heute 30MP und 45MP mehr „State-of-the-art“. Zudem ist der Fortschritt beim Autofokus so massiv, dass man den letzten „Augen-Autofokus“ einfach haben muss. Mit einer neuen Kamera kommt dann oft noch die Notwendigkeit von neuen Objektiven auf die Einkaufsliste. Bei vielen Herstellern hat sich der Objektiv-Anschluss schon mehrfach geändert, so dass man gezwungen ist in ein Komplettpaket zu investieren. Da kommen dann schnell mal mehrere Tausende von Franken oder Euros zusammen. 

Doch was hilft und bringt dies, wenn ich das Fotografieren erlernen möchte?

Was erhalte ich, wenn ich in neue Technik investiere?

Unabhängig davon, in welchen Hersteller und welches System du investierst, du erhältst den aktuellen Stand der Entwicklung. Du bist quasi mit vorne dabei beim technologischen Fortschritt.

Nikon Z7ii von vorne
Nikon Z7ii - 2021 - Sensor Vollformat 45MP

Speziell die Bildqualität und auch den grösseren Dynamikumfang der neuen Sensoren ist hier hervorzuheben. Diese qualitativen Unterschiede sind nicht von der Hand zu weisen. Wenn du die Fotografie und die Technik beherrschst, siehst du diese klaren Vorteile.

Die Investition in neue Technik bedeutet allerdings auch einen finanziellen Aderlass. Wie bereits weiter oben im Artikel erwähnt wird oftmals ein grosser Betrag fällig für den neuen Kamerabody und allfällige neue Objektive. Schliesslich will man ja auch die Möglichkeiten des tollen neuen Kamerabody’s und des Sensors ausnutzen und die speziell entwickelten Objektive montieren.

Wie sieht es mit alter Technik aus?

Kameramodelle, die schon etliche Jahre alt sind, haben eher Sensoren mit weniger Megapixeln und weniger ausgeprägte Autofokussysteme. Den Vogel mit scharfem Auge im Flug zu fotografieren ist mit solchen Kameras schwieriger. 

Nikon D200 - 2005 - Sensor APS-C 10MP
Nikon D700 - 2012 - Sensor Vollformat 12MP

Die beiden abgebildeten Spiegelreflexkameras von Nikon kann man genauso gut durch Kameras anderer Hersteller ersetzen!

Der Hauptnachteil ist jedoch nicht die quantitative oder qualitative Limitierung  durch Kamerasensor oder Autofokussystem. Das Hauptproblem liegt vielmehr in der Zuverlässigkeit der Stromversorgung. Denn nichts ist mühsamer, als dass der alte Akku innert kürzester Zeit schlapp macht. Wenn nach einer Stunde oder sogar weniger der Strom aufgebraucht ist, dann schwindet schnell die Freude am kreativen Hobby. Doch neu hergestellte Ersatzakkus kann man auch heute noch für viele Modelle nachkaufen. Solange die Technik funktioniert und die Kamera gut gepflegt ist, steht einem fotografischen Einsatz nichts im Wege.

Zudem kann man für ältere Kameras heutzutage oftmals recht kostengünstig gute gebrauchte Objektive und weiteres Zubehör kaufen. Sozusagen bietet die alte Technik einen Fundus an Möglichkeiten, die durchaus für Anfänger finanzierbarer sind.

Oder soll ich in Wissen investieren?

Eine Kamera, egal wie jung oder alt, macht noch lange kein gutes Bild! Erst durch den Fotografen oder die Fotografin entsteht das Werk.
Hierzu braucht es Wissen:

  • über die fotografischen Grundlagen wie dem Zusammenspiel von Blende, Zeit und Empfindlichkeit
  • über eine gelungene Komposition von Motiven
  • das vorhandene Licht zu interpretieren und zu „lesen“
Das Belichtungsdreieck - Zusammenspiel und Wirkungsweise von Blende, Zeit und Empfindlichkeit

Ein guter Fotograf kann auch mit mittelprächtiger Technik tolle Ergebnisse erzielen. Ohne das Wissen über die Fotografie wird jedoch selten ein tolles Bild entstehen. Das Ziel sollte es daher sein in das eigene Wissen zu investieren. Dieses Wissen kann einem niemand mehr nehmen. Wie sagt man so schön? Gelernt ist gelernt!

Die Grundlagen der Fotografie haben sich in den letzten 150 Jahren eigentlich nicht verändert. Noch immer dreht es sich um das Licht und die Belichtung des gewünschten Bildes. Ebenso sind die Regeln der Komposition und des Bildaufbaus nicht erst in den letzten Jahren erfunden worden. Schon lange zurück gelten dieses Regeln auch für andere bildende Künste.

Was muss eine alte Kamera überhaupt können?

Die Anforderung an die Kamera, mit der du die Fotografie erlernen kannst, sind ganz einfach! Du musst die Blende und die Verschlusszeit von Hand verstellen können. Hat deine Kamera einen Programmmodus „A/Av“ oder „S/Tv“? In der Regel sind diese Zeichen auf einem Drehrad auf der Kameraoberseite aufgedruckt oder es gibt eine Taste „Mode“ und man kann über das Menue obige Programmmodi auswählen. 

Nikon D750 - Draufsicht
Nikon D750 mit Programm-Wahlrad links
Nikon D700 - Draufsicht
Nikon D700 mit "Mode" Taste rechts

Meine persönliche Empfehlung

Beschreite den nachhaltigen Weg!

Überfordere dich nicht mit zu viel Funktionalität und viel teurer Technik. Viele verlieren die Lust, wenn sie mit zu viel Technik konfrontiert werden. Welchen der vielen Knöpfe und Menuepunkte muss man jetzt einstellen? Schnell ist etwas verstellt und als unerfahrener Fotograf gelingt einem oftmals der Weg zurück nicht mehr. Die Frustration steigt und die tolle, neue, teure Kamera landet in der Ecke. Leider wird damit auch die Fotografie und die Kreativität mit in die Ecke gestellt.

Erlerne die Grundlagen des Belichtungsdreieckes mit Blende, Zeit und Empfindlichkeit!

Erkenne was du  brauchst und welchen Weg du gehen willst. Hierzu empfehle ich es auf technischer Ebene erst einmal sanft zu starten und mit dem vorhandenen Equipment in die Fotografie einzusteigen. Starte mit einer alten Kamera und lerne zuerst die Grundlagen der Fotografie kennen. Erkenne dadurch auch, welche fotografische Richtung du einschlagen willst.

Verwandte Links

1:1 Fotografie Mentoring:
Link auf Fotografie-Mentor.ch

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